Auf Kunstreise durch die Basilika St. Cyriakus

Kunsthistorikerin Sandra Kästner beschreibt die Baugeschichte und die heutige Ausstattung des Gotteshauses.

Farbe und Licht zogen mit der Renovierung der Basilika St. Cyriakus 2016 in den Kirchenbau ein. Dem wird nun auch ein Kunstführer für den „Eichsfelder Dom“ gerecht. Zahlreiche Fotos zeigen die Ausstattung der Kirche, Kunsthistorikerin Sandra Kästner arbeitet im Text die jeweilige Entstehungsgeschichte heraus.

Bei ihren mehrjährigen Recherchen gelang es Kästner, so manche Fragen zu beantworten. Für einige Schätze konnte sie sogar ein älteres Fertigungsdatum nachweisen. „Es war spannend in die Akten zu schauen. Bisher wurde für ein Kreuz angenommen, es sei von 1667“, erzählt Kästner. Die Charakteristik deute aber auf ein älteres Werk hin. „Die erhaltene Rechnung kann sich nur auf die damalige Wandbefestigung beziehen“, hat Kästner herausgefunden.

Für jedes Detail Quellen gesucht

So erging es ihr bei vielen Angaben, die in früheren Reiseführern einfach von noch älteren Exemplaren abgeschrieben wurden. Für ihr Buch hat sie nun für jedes Detail die Quellen gesucht. „Dabei wurden mir viele Fragen beantwortet, aber ich habe jetzt noch mehr Fragen, mit denen ich weiterarbeiten kann“, sagt Kästner.

Ungeklärt ist etwa die Herkunft des Taufsteins. Wahrscheinlich stammt er aus einer profanen Gartenanlage in den Alpen, der hölzerne Deckel wurde dann im Eichsfeld hinzugefügt. Darauf deutet das Material hin. Im Archiv befindet sich sogar eine hohe Rechnung, allerdings stellte sie der damalige Bischöfliche Kommissarius aus. „Es ist aber unwahrscheinlich, dass er das Becken gemacht hat“, urteilt die Kunsthistorikerin. Denkbar sei, dass es während einer Reise aus Italien mitgebracht wurde.

Ähnliche Marientrost-Holzreliefe in Mitteldeutschland

Manche Fragen lösten sich für Kästner erst am Computerbildschirm. Dort hat sie etwa in starker Vergrößerung mehrere Holzkreuze verglichen und ist nun sicher, dass sie alle aus einer Werkstatt stammen müssen. Fasziniert hat sie auch das Marientrost-Holzrelief. Es muss aus der Zeit der Vollendung des heutigen Kirchenbaus stammen, also um 1490 entstanden sein. In weiteren Kirchen Mitteldeutschlands konnte sie mittlerweile über 20 ähnliche Werke verorten. „An diesem Beispiel wird serielle Produktion und Weitergabe von Formgut schon in der Vormoderne greifbar“, formuliert Kästner dazu im Buch.

  • Der Kunstführer „St. Cyriakus. Architektur und Ausstattung“ ist im Selbstverlag der Pfarrgemeinde erschienen, hat 70 Seiten und kostet 8,95 Euro. Er ist im Stadtmuseum und im Pfarrbüro (Bestelltelefon: 0 55 27 / 8 47 40) erhältlich.

Johannes Broermann