Impuls April 2025 (Ostern)

„Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis“

Liebe Gemeindemitglieder,

„Die Aussichten sind düster!“ Solche oder ähnliche Kommentare hören wir in der letzten Zeit öfter. Bedrohungsszenarien werden uns vor Augen gestellt oder ausgemalt, und wir selbst spüren die eigene Ohnmacht angesichts weltpolitischer Entwicklungen, klimatischer Veränderungen oder einer zunehmenden Verrohung im mitmenschlichen Umgang. Nicht wenige haben Angst. Tatsächlich ist es nicht zu leugnen, dass unsere Gesellschaft und Welt in einer sehr kritischen Lage sind. Die Bosheit scheint sich ungebremst austoben zu dürfen und vergiftet Herzen, Beziehungen, Bündnisse und das Leben. Sorgen und Ängste im eigenen Leben mögen einzelne von uns zusätzlich bedrängen. Vor diesem Hintergrund habe ich das diesjährige Osterbild ausgesucht, das in den Ostergottesdiensten ausgeteilt wird: Es ist düster; nur wenige Farben; dunkle, tiefhängende Wolken; eine zusammengedrängte Menschengruppe, die im Finstern steht; eine felsige Wüstenlandschaft ohne Pflanzen.

Als Christen sind wir nicht blind für das, was um uns geschieht, wir verschließen nicht den Blick vor der Wirklichkeit. Wir täuschen uns nicht über Bedrohungslagen oder Sorgen billig hinweg. Aber wir gehen durch diese Welt und unser Leben mit einer Aussicht und einer Hoffnung, die der lähmenden Kraft des Düsteren eine Grenze setzen, so dass wir nicht erstarren, sondern im Kleinen wie im Großen Taten vollbringen können, die dem Leben dienen. „Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis“, erinnert uns Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher (1Thess 5,5).

Wir werden in diesem Monat die drastischen Berichte von Gewalt, Angst und Schmerzen, Verrat und Untreue, Brutalität, Machtmissbrauch und Mord lesen, mit denen uns das Leiden und Sterben Christi in Erinnerung gerufen wird. Und wir werden staunend hören, dass in dieser Felsenwüste des Todes ein zentraler Stein ins Rollen kam. Auch davon handelt unser diesjähriges Osterbild. Ostern macht nicht einfach alles irgendwie gut, aber es lässt alles in einem anderen Licht erscheinen, so dass die Botschaft des auferstandenen Christus hoffentlich auch heute Hörer findet wie damals:

„Friede sei mit Euch!“

Das wären Aussichten.

Ihr Propst Berkefeld