Adventliche Besinnung

Gedanken zum Advent von Pater Matthias Balz

Liebe Schwestern und Brüder! Für viele Menschen ist der Advent geprägt von Einkaufsstress, Betriebsessen, dem Besuch von Advents- oder Weihnachtsmärkten mit Glühwein, Punsch, gebrannten Mandeln und anderen Leckereien. Das wurde bei uns zur Tradition und gehört einfach dazu, zum Advent!

Gleichzeitig höre ich immer wieder bei vielen Menschen die Sehnsucht, in diesem Jahr einen besinnlichen und ruhigen Advent zu erleben. Es gibt sie also – die Sehnsucht zu entschleunigen, mehr zur Ruhe zu kommen und dann vielleicht sogar zu spüren, was eigentlich gerade in mir vorgeht, was mich bewegt und was mir in meinem Leben wichtig ist – mit Blickrichtung auf Gott, den Herrn der Herrlichkeit.

Es ist die Sehnsucht nach Entschleunigung in einer globalisierten Welt, in der in wenigen Sekunden unglaubliche Datenmengen um den ganzen Globus geschickt werden können und wir uns in sozialen Netzwerken mit hunderten Freundschaften zu „verzetteln“ drohen. Und gleichzeitig wird es immer schwerer, sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren und zum Beispiel im Freundeskreis einen Termin für ein gemütliches Zusammensein zu finden.

Advent, abgeleitet vom lateinischen Adventus Domini – die Ankunft des Herrn, ist für uns die Zeit, in der wir eigentlich bewusst entschleunigen dürfen, in der wir zur Besinnung kommen – also über den Sinn der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu Christi nachdenken dürfen.

Wir bereiten uns vor auf die Geburtstagsfeier Jesu – also auf die Erinnerungsfeier an die Geburt Jesu. Gleichzeitig bereiten wir uns aber in dieser verdichteten Zeit auch auf die Wiederkunft Jesu Christi in Herrlichkeit vor. So haben auch die Lesungen des Adventes wenig mit Glühweinromantik oder Lebkuchenherzen zu tun. Vielmehr wird uns im Advent gegenwärtig der Anfang der Geschichte und ihre Vollendung durch Christus, das Kommen des Herrn und seine machtvolle Anwesenheit in unserer Welt: Gott kommt uns entgegen. Wir brechen auf in die Zukunft, die er uns bereitet.

Der Advent will uns helfen, dass wir uns immer wieder neu auf das Kommen Jesu Christi in Herrlichkeit vorbereiten und dass wir, indem wir Christus nachfolgen, immer mehr zu Kindern des Lichtes werden.

Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit – das sind Merkmale des Lichtes, das in die Welt gekommen ist und an dem wir durch die Taufe Anteil erhalten haben. Jesus selbst greift dieses Bild vom Licht auf, wenn er in Joh 8,12 über sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Im Advent sind wir aufgerufen, uns wieder dieser Nachfolge zu vergewissern. Wir sind aufgerufen in dieser zuweilen sehr dunklen Welt zu Boten des Lichtes zu werden.

Passend zur finsteren Jahreszeit verdeutlicht der Adventskranz sehr schön, dass das Licht Gottes sich ausbreiten möchte – dass es in unserem Leben immer heller werden kann, wenn wir uns als Kinder des Lichtes verstehen und danach leben.

Wir dürfen dies in der Freude des Heiligen Geistes tun, wie es der heilige Benedikt in seiner Klosterregel in einem anderen Zusammenhang formuliert hat. So verstanden, können wir bei aller Ernsthaftigkeit des Adventes auch die gebrannten Mandeln oder Lebkuchenherzen auf den Adventsmärkten genießen und den Einkaufsstress besser ertragen, der einfach zu unseren Vorbereitungen auf Weihnachten dazu gehört.

Und so wünsche ich uns allen einen besinnlichen und sinnspendenden Advent und eine frohe Feier von Weihnachten, auf dass wir für andere Menschen immer mehr zum Licht in der Dunkelheit werden.

Mit geschwisterlichen Grüßen

Ihr Pater Matthias Balz OSB